Die Liposuction

Die Entwicklung der Liposuction

Die Entwicklung der Liposuction - Dr. med. Daniel Münch

Bereits vor 100 Jahren übte man sich daran, Fett dauerhaft zu entfernen, allerdings mit sehr mässigen Ergebnissen. Über grosse Hautschnitte, welche natürlich extreme Narben  verursachten, wurde das Fettgewebe herausgeschnitten. Es kam häufig zu massiven Infektionen und zu Blutungen. 1921 führte der französische Chirurg Durjarrier bei einer Balletttänzerin eine „Entfettung“ der gut gepolsterten Knieinnenseiten und Waden durch. Das Ergebnis war ein Desaster, später musste das Bein amputiert werden. Später wurde das Fett mit dicken Absaugkanülen regelrecht aus dem Gewebe "herausgerissen" In der sogenannten Entfettungsoperation kamen die ersten Fortschritte 1964 durch den brasilianischen Chirurgen Pitanguy. Allerdings verblieben auch bei seiner Technik lange und sichtbare Narben. Anfangs der 60-er Jahre stellte der deutsche Chirurg Schrudde die „Lipo-Exeresis“ vor. Er entfernte Fett durch kleine Schnitte mit einer speziellen Curette. Hoher Blutverlust, Infektionen und hängende Hautlappen waren nicht auszuschliessen.

Patentzeichnung für Liposuctionskanüle der italienischen Gynäkologen A. & G. Fischer, 1974
Patentzeichnung für Liposuctionskanüle der italienischen Gynäkologen A. & G. Fischer, 1974

Erst 1975 hatten die Italienischen Gynäkologen Arpad und Giorgio Fischer die Idee, Fett einfach abzusaugen. Sie entwickelten eine motorisierte Saugkanüle mit einem sich drehenden Schneideblatt direkt hinter der Kanülenöffnung. Die Operationsergebnisse waren allerdings unbefriedigend: Komplikationen wie Blutungen, Dellen und Wundwasseransammlungen wurden beschrieben. Der wirkliche Durchbruch gelang erst dem französischen Arzt Illouz. Er kombinierte die Saugmaschine mit stumpferen und feineren Kanülen, um Fett zu entfernen. Komplikationen wie hohe Blutverluste machten jedoch die Fettabsaugung noch risikoreich.

Dr. P. Fournier, Pionier der modernen Liposuction

Dr. P. Fournier, Pionier der modernen Liposuction - Dr. med. Daniel Münch
Dr. P. Fournier, Pionier der modernen Liposuction

Dr. Pierre Fournier, einem französischer Chirurg, kommt das Verdienst zu, die Technik der modernen Liposculpture bzw. Liposuction weiterentwickelt zu haben: er beobachtete, dass eine zuvor in das Gewebe eingebrachte Kochsalzlösung das Absaugen enorm erleichterte. 1985 ging Fournier von der maschinellen Absaugtechnik auf die manuelle Methode über: in einer Spritze wird ein Unterdruck aufgebaut, durch eine aufgesetzte Kanüle wird das Fett abgesogen. Fournier verbesserte die Ergebnisse durch die Einführung dünnerer Kanülen und eine subtilere Absaugtechnik, die sogenannte Criss-Cross-Technik (fächerförmiges Absaugen). Damit ermöglichte er eine gezieltere und individuellere Modellierung. Erst als 1985 der amerikanische Hautarzt Klein die von Fournier vorgeschlagene Dosierung des Anästhesiemittels (Lidocain) und des blutgefässverengenden Medikamentes (Adrenalin) in der Kochsalzlösung entscheidend erhöhte, trat das Verfahren der Fettabsaugung seinen Siegeszug um die Welt an. Diese als Tumeszenztechnik benannte Fettabsaugung etablierte sich weltweit.

Liposuction mit Gynäkologie-Instrumenten

In den 1970-er Jahren kam die für die Gebärmutter-Curettage verwendete Karman-Saugmaschine zum Einsatz. Die groben und scharfkantigen Instrumente führten aber oft zu Komplikationen wie Infektionen, Blutungen oder unschönen Ergebnissen.

Verschiedene Techniken der Liposuction

Die spritzenunterstütze Methode der Liposcultpure wurde vom französischen Chirurgen Fournier entwickelt. Bei dieser Technik wird von Hand und ohne Saugpumpe gearbeitet, dadurch ist ein präzises Operieren möglich. Mit dieser sicheren und bewährten Technik arbeitete ich von 1993 bis 2010. Die Methode der Ultraschall-Liposuction wurde 1998 eingeführt. Das Ultraschall-Prinzip besteht darin, das abzusaugende Fett durch Anwendung von Ultraschall zu homogenisieren. Die Kanülen werden an einen Ultraschallgenerator angeschlossen, um die Fettzellen zum Platzen zu bringen. Diese Methode zeigte aber bald einige entscheidende Nachteile: es werden relativ grosse Kanülen benötigt, man beobachtete eine erhöhte Rate von Wundwasseransammlungen und Blutergüssen. Da Ultraschall-Energie Wärme erzeugt, steigt die Temperatur des Gewebes an. Aus diesem Grunde kam es auch zu gravierenden Komplikationen wie Verbrennungen mit Absterben von Hautbezirken oder Verletzungen von Organen. Aus diesen Gründen wird die Ultraschalltechnik kaum mehr durchgeführt.

Vibration und Ultraschall: aggressive Methoden

Ähnlich wie die Ultraschall-Liposuction sind die Methoden der Hochfrequenz-Liposuction, auch Lipopulsing genannt, oder diejenige der Laser-assistierten Methode zu bewerten. Die Ultraschallliposuction und die Methode des Lipopulsing werden in den USA - obwohl sie schon seit Jahren auf dem Markt ist - immer noch als „experimentelle Verfahren“ eingestuft. Die vibrationsassistierte Liposuction arbeitet mit Kanülen, die sich mit einstellbarer Frequenz an der Spitze nach vorne und hinten bewegen. Insgesamt können bei dieser eher als "aggressiv" einzustufenden Methode Gewebestrukturen vermehrt geschädigt werden; Schmerzen, Schwellungen und Blutergüsse können ausgeprägter vorkommen als bei den tendenziell als "sanfter" einzustufenden Wasserstrahl-Liposuction. Auch in der Hand des erfahrenen Chirurgen ist das Risiko von Dellen oder Unebenheiten bei der vibrationsassistierten Liposuction wie bei jeder maschinellen Methode grösser. Ein Eigenfetttransfer ist mit diesen Methoden ausgeschlossen, das die Fettzellen beim Absaugen weitgehend zerstört werden.

Eigenfett-Verpflanzung: nur mit Wasserstrahl-Liposuction möglich

Body Jet Eva zur Wasserstrahl-assistierten Liposuction

Bei keiner dieser genannten Techniken kann das abgesaugte Fett für eine Transplantation wiederverwendet werden: methodenbedingt werden die Fettzellen beim Absaugen zerstört, so dass eine Eigenfettverpflanzung keine Chance auf Erfolg hat. Dementsprechend ist auch der mögliche "Zerstörungseffekt" auf das Gewebe, die Blutgefässe, die Nerven und die Lymphbahnen in der Liposuctions-Zone grösser als bei der wasserstrahl-assistierten Liposuction. Ein weiterer Nachteil bei diesen Methoden besteht darin, dass vor dem Absaugen das Gewebe prall mit Anästhesieflüssigkeit gefüllt warden muss ("aufgepumpt wie ein Michelin-Männchen"), dies ist für den Patienten eher unangehem und erschwert zu Beginn des Absaugens die Orientierung für den Operateur. Gegen Schluss des Eingriffes wird die Prozedur für den Patienten schmerzhafter und das entnommene Fett blutiger, weil die Anästhesielösung mitabgesaugt und im Gegensatz zur wasserstrahl-assistierten Liposuction nicht ersetzt wird. Alle diese genannten Nachteile entfallen bei der Methode der wasserstrahl-assistierten Liposuction, weshalb diese Technik aus meiner Sicht und aus meiner Erfahrung zu bevorzugen ist.

Herkömmliche Verfahren

Ultraschall-, Vibration- oder Lipopulsing-Verfahren können als "aggressivere" maschinelle Verfahren bezeichnet werden. Diese Techniken eignen sich nicht zur Eigenfett-Verpflanzung, da ein Grossteil der fragilen Fettzellen zerstört wird. 

Die Wasserstrahl-assistierte Liposuction (WAL)

Durch simultanes Spülen und Saugen werden die Fettzellen gewebeschonend abgesogen

Die wasserstrahl-assistierte Liposuction (Jet-assisted Liposuction) stellt eine echte methodische Neuentwicklung dar. Diese im Jahre 2003 von deutschen Chirurgen (Traufig, Meyer) eingeführte Methode der Fettabsaugung basiert auf der Wasserstrahltechnik – eine Technik, die zum Schneiden verschiedener Materialien in der Industrie seit langem bekannt ist und in der Medizin seit Jahren schon beispielsweise in der Leberchirugie zum Einsatz kommt. Bei der wasserstrahl-assistierten Fettabsaugung löst ein fächerförmig austretender Wasserstrahl die Fettzellen schonend aus dem Gewebe. Im gleichen Arbeitsgang werden die Flüssigkeit und die losgelösten Fettpartikel abgesaugt. Die wasserstrahl-assistierte Liposuction stellt eine neue und sichere Technik zur Fettabsaugung dar. Die Operation ist für den Patienten nahezu schmerzfrei, das Risiko von Blutergüssen ist kleiner und die Erholungszeit nach dem Eingriff wird verkürzt. Da deutlich weniger Anästhesieflüssigkeit nötig ist, ist die Oberflächenkontur nicht aufgeschwemmt, was ein präziseres Absaugen mit besserer Beurteilbarkeit während der Operation ermöglicht. Auch belastet der verminderte Flüssigkeitseinsatz den Patienten weniger bezüglich Nebenwirkungen der Medikamente, ausserdem läuft nach der Operation weniger Flüssigkeit aus den Schnittchen.

Ein ganz entscheidender Vorteil dieser Methode liegt aber darin, dass nur mit der Technik der wasserstrahl-assistierten Liposuction Fett in so hoher Qualität gewonnen werden kann, dass es für einen Eigenfett-Tansfer geeignet ist. Ausserdem ist die Technik der wasserstrahl-assistierten Liposuction prädestiniert zur Behandlung des Lipödems: insbesondere bei dieser Erkrankung ist eine sanfte und gewebeschonende Liposuction ohne Verletzung der Lymphbahnen entscheidend für den Erfolg. Insgesamt bedeutet diese Methode für den Operateur und den Patienten mehr Sicherheit – sowohl in Bezug auf das geplante Ergebnis, als auch auf die Neben- und Nachwirkungen des Eingriffes. Damit wird eine neue Dimension bei der Liposuction erreicht. Bessere Ergebnisse bei gleichzeitig verringerten Risiken sind so möglich. Die zunehmende Hinwendung von erfahrenen Operateuren zu dieser Methode bestätigt die Vorzüge dieser Technik.

Nicht operative Methoden der Fettreduktion

Kosmetikstudios, aber auch Aerzte bieten Alternativen zu einer operative Fettabsaugung an. In den Bereich der "Lipolyse" fallen sowohl die Einspritzung von Lösungen wie die sogenannte "Fett-Weg-Spritze", als auch äussere Anwendungen zur Einschmelzung von Fett wie Kälte, Ultraschall, Laser, Infrarot oder Radiofrequenz. Es existieren keine Studien über den Nachweis, dass diese Methoden effizient sind und es ist unklar, ob und wie das aufgelöste Fett abtransportiert wird - dies im Gegensatz zur Liposuction, welche eine seit Jahrzehnten angewendete und sichere Methode ist.  Dazu kommt, dass eine präzise Kontrolle während einer Behandlung mit solchen Methoden praktisch nicht möglich ist: einerseits bezüglich der Gefahr, dass nicht andere Gewebestrukturen mit-zerstört werden (Bindegewebe, Blutgefässe, Nerven, Lymphbahnen), andererseits, dass die Fettzellen über die ganze Behandlungsfläche gleichmässig und mit fliessendem Übergang in den Randzonen reduziert werden.

Fett-Weg-Spritze und Kryolipolyse: nicht ungefährlich

Von der Swissmedic ist bisher kein Präparat als Fett-Weg-Spritze zugelassen. Ein italienischer Hersteller deklariert ein Präparat als Medizinprodukt, wo wesentlich tiefere Sicherheitsstandards bezüglich klinischer Tests bestehen. In den USA ist ein Produkt zugelassen, allerdings nur zur Behandlung des Doppelkinns (wobei bis zu einem Dutzend Sitzungen nötig sind, bis ein Effekt erkennbar ist). Frankreich verfügte 2011 ein Verbot der Fett-Weg-Spritze wegen schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Dellen, Gewebszersetzungen, Geschwüren, schmerzhaften Knoten, bleibenden Narben oder Sojaallergien. Kälteanwendungen (Kryolipolyse) zur Reduktion von Fettpolster bieten keine Garantie, dass sie gut wirken und vor allem nicht schaden. Hauterfrierungen oder Fälle, bei welchen an falscher Stelle Fett abgebaut wurde und sich deshalb unschöne und bleibende Verformungen im Gewebe zeigen, sind bekannt.

Minimale Wirkung

Die Fettweg-Spritze ist wirkungsarm und gefährlich. Außer kleinen Fettknötchen lässt sich kein Fettgewebe zersetzen. In den USA ist kein einziges Medikament als Fett-weg-Spritze zugelassen.

Unsere Methode der Liposuction

Mit der Methode der spritzenunterstützten Liposculpture nach Fournier arbeitete ich seit 1993, bis Mitte 2010 habe ich zirka 3800 Operationen mit dieser Technik durchgeführt. Die zwischenzeitlich propagierten Techniken der Fettabsaugung mittels Ultraschall, Laser oder Vibration kamen für mich nach eingehender Prüfung aufgrund der erwähnten Komplikationsrisiken gar nie in Frage. Die Vorteile der Methode wasserstrahl-assistierten Fettabsaugung sind aber doch so überzeugend,  dass ich mich entschlossen habe, nach Absolvierung der entsprechenden Weiterbildung bei Dr. Ueberrreiter, Berlin, im Laufe des Jahres 2010 auf diese Technik zu wechseln, mittlerweile kann ich auf eine Erfahrung von über 2000 Operationen mit dieser Methode zählen. Die Technik hat sich mittlerweile etabliert, Verlaufskontrollen von mehreren tausend erfolgreich operierten Fällen sind wurden publiziert (Meyer, Taufig, Ueberreiter). Kommt dazu, dass dem informierten Patienten von heute eine moderne Methode zur Fettabsaugung angeboten werden muss; eine Technik, die sicher, mit kurzer Erholungszeit und möglichst wenig Unannehmlichkeiten verbunden ist – auch wenn der notwendige Geräteaufwand relativ hoch ist (Druckerzeuger, doppellumige Kanülen).

Prinzip

Das innovative Prinzip der wasserstrahl-assistierten Verfahren beruht auf der intelligenten Nutzung der sanften Kraft des Wassers.

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